Piranha-Poker News

Heilbronner Stimme

Fingerspitzengefühl: Zwei Achten heißen unter Pokerspielern „Schneemann“. Ob irgendjemand am Tisch ein besseres Blatt hat?

Augenpaare wandern umher. Abgeschirmt von schweren, schwarzen Sonnenbrillen suchen sie nach Halt – und finden ihn im Gesicht des Gegners, der mit am Tisch sitzt. Bernd Kalettka überprüft Gesichtszüge wie Scanner Strichcodes an der Supermarktkasse. Seine Füße scharren nervös unterm Tisch. Mann gegen Mann. Wie im Western. Highnoon für ein Pokerface wie Kalettka.

Szenen wie diese spielen sich bei einem Pokerturnier hunderte Male ab. So wie an diesem heißen Sommer-Samstag im Nebenraum des Neckarsulmer Brauhauses. Rund 50 Spieler sitzen ab 17 Uhr an den ovalen, gelb umrandeten Tischen. Erst um drei Uhr am Sonntagmorgen steht fest, in wessen Wohnzimmer künftig ein Flachbildfernseher an der Wand hängt.

Neben der Eingangstür befindet sich ein wackliger Campingtisch. Ein i-Pod und ein Navigationsgerät liegen darauf. Ebenso kleine Pokale. Das Ganze erinnert an eine Tombola bei einer Weihnachtsfeier. „Alle Preise sind gesponsert. Um Geld dürfen wir nicht spielen. Das wäre illegales Glücksspiel“, sagt Dominik Heinrich, der Turnier-Veranstalter. Der 30-Jährige ist Franchise-Nehmer von Piranha-Poker. „Das funktioniert ähnlich, wie eine McDonalds-Filiale zu betreiben“, sagt er. Ein netter Nebenverdienst sei das Ganze. Davon leben könne er nicht.

 

Jogis Jungs zocken

 

Das Image des verruchten Glücksspiels in verrauchten Hinterzimmern ist längst passé. Selbst im Quartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Lago Maggiore standen während des EM-Turniers Pokertische, die auch häufig benutzt wurden. Pokern ist gesellschaftsfähig geworden. Angelockt von Helden wie Chris Moneymaker, der als Pokeramateur in den USA bei einem Turnier aus 40 Dollar Einsatz 2,5 Millionen machte, hat vor Jahren auch in der Region ein wahrer Turnierboom eingesetzt. „Noch vor anderthalb Jahren hättest du einen Kaugummi als Hauptgewinn anbieten können. Die Leute wären an den Tischen gesessen. Mittlerweile geht das nicht mehr“, sagt Dominik Heinrich.

Denn der ganz große Poker-Boom ist vorbei. Die vielen Glücksritter auf der Jagd nach dem perfekten Blatt haben die Pokerarena wieder verlassen. Die guten Spieler sind geblieben, die schlechten hingegen hatten irgendwann keine Lust mehr, ständig zu verlieren. „Es gibt ein Stammpublikum, das bei uns alle drei Wochen mitpokert“, sagt Dominik Heinrich.

Die Runde am hinteren Tisch ist mittlerweile komplett. Die zehn Mann haben jeweils 12,50 Euro bezahlt, die beiden Erstplatzierten an diesem Tisch bleiben im langen Rennen um den großen Flachbildfernseher. Und los geht es. Für Laien offenbart sich ein geheimnisvoller Ritus aus Kartengeben, -nehmen, Jetons setzen. Hastig tippen Mittelfinger auf den samtigen Tischbezug. Kommuniziert wird mit Blicken und Gesten. Türme aus Jetons entstehen und wandern als Einsatz in die Mitte. Wenig später kollabieren sie von der einen auf die andere Sekunde. Zockerpech. Das ständige Klacken der kleinen, bunten Plastikscheiben als ständiger Begleiter übertönt alles.

Schon vor 20 Jahren hat Bernd Kalettka im Heilbronner Officers Club der amerikanischen Streitkräfte zum ersten Mal gepokert. Einige der heutigen Mitspieler lagen damals noch in den Windeln, oder spielten allerhöchstens mit Memory-Kärtchen. „Oft genug spiegeln sich die Karten der jungen Gegner in deren Gesichter wider“, sagt der 47-Jährige. Dieses kleine Zucken am rechten Augenlid. Ist das Absicht? Oder ist das nur Ausdruck eines großen Bluffs?

Bei manchem Pokerspieler sieht man die vielen kleinen Räder im Hirn förmlich rattern. Kleine Schweißperlen stehen auf der Stirn. „Alles außer dem Herzschlag kannst du schon kontrollieren“, sagt Kalettka. Der Blick auf die pulsierende Halsschlagader eines Konkurrenten am Tisch zeigt, ob das Herz im Techno-Rythmus oder Walzer-Takt schlägt.

Männerunde am Pokertisch. Der Dealer in der Mitte fungiert sowohl als Kartengeber, als auch als Spielleiter.

Noch zwei Spieler sind übrig. Das Kommando lautet jetzt: Hosen runter, Karten auf den Tisch. Jene zwei in den Händen von Peter (21) vervollständigen sich mit den fünf offenen Karten auf dem Tisch zu einer Straße. Diese Runde geht an ihn.

Bernd Kalettka hat heute weniger Glück. Oder ist das hier überhaupt kein Glücksspiel? Sondern ein Geschicklichkeitsspiel? „Häufig genug sieht man die selben Gesichter an den Finaltischen. Es kann also nicht nur Glück sein“, sagt Dominik Heinrich. Der Reiz des Spiels liege im Berechnen der Chancen und Wahrscheinlichkeiten, findet Bernd Kalettka. Jeder Pokerspieler kann Geschichten davon erzählen, wie trotz der besseren Karten ein anderer am Tisch gewann. Um einmal ein perfektes Blatt in Händen zu halten, müsste eine Pokerrunde etwa drei Jahre lang rund um die Uhr zocken. 0,0032 Prozent beträgt die Wahrscheinlichkeit eines solchen Royal Flush. Immerhin eine bessere Aussicht als auf einen Lottosechser mit seinen 0,0000071511 Prozent.

 

Damoklesschwert

Die Pokerszene im Land bedroht vielmehr ein Damoklesschwert, das über ihren Köpfen schwebt. Es ist das in Baden-Württemberg geplante Verbot von Pokerturnieren. In Nordrhein-Westfalen hat das Oberverwaltungsgericht Münster das Verbotsgesetz jüngst gekippt. Der Gesetzgeber möchte die Jugend schützen und nur noch in den staatlichen Kasinos pokern lassen. „Dabei darf man doch auch jetzt schon erst ab 18 Jahren mitspielen“, sagt Veranstalter Heinrich. Ansonsten würde er sich nämlich strafbar machen.

Es droht die Rolle rückwärts, zurück ins Refugium Hinterzimmer. „Hat das Alkohol-Verbot im USA der 30er-Jahre vielleicht für weniger Trinker gesorgt?“, fragt Bernd Kalettka in die Pokerrunde. „Der Staat verdient halt nix an uns, wenn private Anbieter Turniere ausrichten“, murren einige Spieler in einer Pause bei Bier und Zigaretten. „Pokern macht nicht süchtiger als Lotto.“

Daheim vor dem Computer zu sitzen und mit gesichts- und namenlosen Gegnern zu pokern, sei bei weitem nicht so reizvoll. „Ich brauche das direkte Duell Mann gegen Mann“, sagt Bernd Kalettka. Wie im Western. Da wird ja auch nicht virtuell geschossen.

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07.07.2008

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